Invasion in Europa: Die Zahl der neuen tierischen Bewohner wächst

Grauhörnchen: Die Invasion neuer Arten
Nein, das ist kein Eichhörchen, das seine Farbe verloren hat – die Grauhörnchen sind Invasoren.
Bild © Tim Blackburn / Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Ein putziges Äußeres, phänomenale Kletterkünste und das Geräusch von emsigem Knabbern – und schon sieht man es: Das kleine rotbraune Tier, das über die Äste flitzt. Im Herbst sind die Eichhörnchen in Deutschland ein vertrauter und beliebter Anblick. Den ganzen Tag über sammeln sie Fress-Vorräte, weil sie keinen Winterschlaf halten und sich darum für die kalte Jahreszeit Nahrungsdepots anlegen. Aber dabei könnten sie bald Konkurrenz bekommen: Denn das aus Amerika stammende Grauhörnchen verbreitet sich in Europa. Es ist fast doppelt so groß wie das europäische Eichhörnchen und weniger krankheitsanfällig. In England, Irland und Italien hat die Invasion dieser Art bereits stattgefunden.

Neue Reviere erkunden – das Grauhörnchen ist Profi der Invasion

Nach offiziellen Zahlen ist das Grauhörnchen noch nicht in Deutschland angekommen. Wie Wissenschaftler allerdings festgestellt haben, breitet es sich bereits von Italien in Richtung Frankreich und Schweiz aus. Die Art ist robust und gut darin, neue Reviere zu erkunden. Dass diese Tiere die heimischen Eichhörnchen- Bestände verringern oder ganz auslöschen können, ist bislang aber nicht wissenschaftlich belegt. Fest steht dagegen: Eine Invasion dieser Art ist auch in Deutschland zu erwarten. So, wie bei vielen anderen Tierarten auch. Wie Forscher in einer neuen Studie herausfanden, werden weltweit im Vergleich zum Jahr 2005 die gebietsfremden Arten in den kommenden 30 Jahren um 36 Prozent zunehmen – und in Europa sogar um 64 Prozent. Dabei geht es sowohl um Pflanzen, aber eben auch um Tiere.

Die Nilgans - auch sie ist ein Profi der Invasion
Auch die Nilgans zählt zu den Invasoren: Eigentlich stammt dieser Vogel aus Afrika.
Bild © Tim Blackburn / Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Waschbären, Nutrias, neue Mückenarten – die Zahl der tierischen Invasoren wächst

Was den Zuwachs in den nächsten dreißig Jahren angeht, wird nach den Ergebnissen der Wissenschaftler Europa weltweit an der Spitze der Invasion neuer Arten stehen. Dabei wird es nicht hauptsächlich um Säugetiere gehen, die sich – so wie die Waschbären oder Nutrias – verbreiten, sondern vielmehr um Insekten, Weichtiere und Krebstiere. Große Anstiege wird es nach den Untersuchungen auch in Gebieten Asiens, Nord- und Südamerikas geben. Der Zuwachs in Australien wird vorraussichtlich am geringsten ausfallen.

Auch die Asiatische Mücke Aedes koreicus ist eine Künstlerin der Invasion
Die Asiatische Mücke „Aedes koreicus“ wurde im Jahr 2008 erstmals in Belgien registriert.
Bild © Dorian Dörge / Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Der Klimawandel, aber auch die Globalisierung der Handels- und Verkehrsnetze sind Faktoren, die die Zunahme der neuen Arten stark fördern. Grundsätzlich lässt sich die Einschleppung von nicht heimischen Tieren und Pflanzen durch Schiffe, Flugzeuge oder LKW nicht gänzlich verhindern. Es sei aber wichtig, die Flut der neuen Arten durch strengere Transport-Regularien im globalen Handel etwas einzudämmen, sagen die Forscher. Denn die Invasion neuer Arten kann immer auch neue Krankheiten oder das Vertreiben der heimischen Arten bedeuten.

An der Studie, in der erstmals auf globaler Ebene untersucht wurde, wie sich gebietsfremde Arten bis zum Jahr 2050 ausbreiten könnten, haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und der Universität Wien mitgearbeitet. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher Anfang Oktober 2020 in der Fachzeitschrift „Global Change Biology„.

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