Überglücklich oder tieftraurig: Ist Sensibilität eine Frage der Gene?

Sensibilität: Genetische Veranlagung?
Forscher haben untersucht, inwieweit Sensibilität eine Veranlagungssache ist. (Bild © Frank Mc Kenna / unsplash.com)

Manche Menschen kratzt nichts. Andere kann schon eine Kleinigkeit am Boden zerschmettern. Oder auch euphorisch machen! In einer Zwillingsstudie haben Wissenschaftler untersucht, wo die Gründe für die unterschiedliche Sensibilität von Menschen liegt: Ist es eine genetische Veranlagung? Oder wird die Empfindlichkeit eher durch Erziehung, Kultur, persönliche Erfahrungen und das soziale Umfeld geprägt?

Sensibilität: Die menschliche Empfindlichkeit unter der Lupe

Sensibilität ist eine grundsätzliche Eigenschaft von Menschen, sagen die Wissenschaftler. Alle von uns reagieren auf Dinge, die wir erleben, mit bestimmten Gefühlen. Allerdings unterschiedlich stark! Etwa ein Drittel der Menschen bildet emotional besonders heftige Reaktionen auf seine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse aus. Das kann durchaus positiv für diese Menschen sein. Eine starke Sensibilität kann Talente und Neigungen vorantreiben: Oft im Bereich der Kunst oder dem sozialen Engagement. Für andere Menschen, die eine starke Sensibilität besitzen, kann das aber im schlimmsten Fall auch zu Angststörungen oder Depressionen führen.

Sensibilität: Eine genetische Veranlagung?
Mensche reagieren unterschiedlich stark auf persönliche Erfahrungen. (Bild © Tom Pumford / unsplash.com)

Woher kommen die unterschiedlich großen Emotionen auf ähnliche Erlebnisse oder Erfahrungen? Um mehr darüber zu erfahren, führten die Forscher eine Zwillingsstudie durch. Zwillinge wachsen nicht nur gemeinsam auf – und haben dadurch ähnliche Erfahrungen – sie sind auch gleich alt. Dazu besitzen eineiige Zwillinge identische genetische Voraussetzungen. Während sich hingegen die Gene von zweieiigen Zwillingen, genau wie bei anderen Geschwistern auch, unterscheiden. In der Studie nahmen 1000 eineiige und 1800 zweieiige Zwillinge teil.

Sind Menschen mit gleichen Genen gleich sensibel?

Das war die Frage, die die Forscher als erstes beantworten wollten. Dafür gaben sie allen Teilnehmern der Studie einen Fragebogen, der als Standard-Test zur Einschätzung der Sensibilität von Menschen genutzt wird. Der Vergleich der Antworten der eineiigen und zweieiigen Zwillingspaare führte zu spannenden Ergebnissen.

Sensibilität: Genetische Veranlagung?
Sensibilität: Resultat der Gene oder der persönlichen Erfahrungen? (Bild © Gift Habeshaw / unsplash.com)

Die Ursachen der Sensibilität: Das Ergebnis

Bei der Auswertung der Studie wurde deutlich: Sowohl die persönlichen Erfahrungen als auch die Gene sind dafür verantwortlich, wie sensibel ein Mensch wird. Und das sogar fast gleichermaßen! Nach den Ergebnissen der Untersuchung sind 47 Prozent der Unterschiede mit genetischen Ursachen erklärbar. 53 Prozent hingegen mit Faktoren wie Erziehung, Kultur, Erfahrung, sozialem Umfeld. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass Menschen mit bestimmten genetischen Voraussetzungen stärker auf positive als negative Ereignisse reagieren. Und Menschen mit anderen genetischen Veranlagungen stärker auf negative.

An der Studie zur Sensibilität waren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Queen Mary University of London beteiligt.

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